Kampfkunst mit Stöcken
Der coronabedingte Schulalltag ist für alle Beteiligten nicht einfach. Er ist geprägt von anstrengendem Lernen und Unterrichten hinter einer Maske, meist in Form von Frontalunterricht. Ein Tag in der Schule verlangt aktuell von allen das Einhalten von Regeln, die man bisher nicht kannte und einer daraus resultierenden Verunsicherung.
Aktionen und Abwechslungen sind im Unterricht nur begrenzt möglich. Das hinterlässt Spuren im Selbstbewusstsein jedes einzelnen und der Klassengemeinschaft.
Insgesamt 27 Schülerinnen und Schüler einer neunten Klasse nahmen sich am 09. und 10.12. eine Pause vom Unterrichtsalltag ohne die Coronaregeln für die Schule zu missachten. Sie starteten ihre "Projekttage" mit einem Frühstück in der geräumigen Cafeteria der Turnhalle und einer anschließenden Schneewanderung. Den Hauptpart der beiden Tage bildete jedoch eine philippinische Kampfkunst mit Stöcken.
Vom Schlagen mit Stöcken und dem Umgang mit Rückschlägen
Von Achtsamkeit und Respekt vor dem Umfeld und anderen in der Gemeinschaft
Von Selbst- und Körperbeherrschung und der Freude am Rhytmus
Von Koordination, Deeskalation und Konfliktkultur
Klassenlehrer Tamer Berber lud hierfür eine erfahrene Kampfkünstlerin aus Freiburg als Referentin an die Schule ein:
Pia André, Stockkampf- und Tanzkünstlerin, leitete an zwei Halbtagen das Projekt der 9a an der Geschwister-Scholl-Realschule.
Die thematisierte Stockkampfkunst stammt von den Philippinen und lehrt nicht nur Selbstverteidigung, sondern vor allem Selbstbeherrschung, Umsicht, Rücksicht und Respekt anderen gegenüber und auch den Umgang mit eigenen Fehlern. Pia André leitete die Jugendlichen auf beeindruckende Weise an, aktivierte ausnahmslos alle Beteiligten und informierte gleichzeitig über die Geschichte und Zusammenhänge in der Kampfkunst. Man erfuhr, dass die Kampfkunst auf den Philippinen eine sehr lange Tradition und Geschichte hat. Die Philippen bestehen aus mehr als 7000 Inseln, auf denen unzählige Sprachen gesprochen wurden und die von vielen rivalisierenden Stämmen bewohnt waren. Über die Jahrtausende entstanden komplexe Kampfkünste mit Schwertern, Macheten und Stöcken. Für den Eroberer Magellan waren die Philippen die "Endstation". Trotz ihrer Kanonen und Feuerwaffen wurde Magellan im 15. Jahrhundert von einem Stammesführer getötet.
Ständige Begleiter in den kurzweiligen Stunden mit Pia André sind:
Innehalten, körperliche Koordination, Umsicht, Achtsamkeit mit sich selbst und dem Trainingspartner, der Gegner, aber immer auch Freund ist.
Die aus dem Stamm von Rattanpalmen gewonnenen Stöcke stehen natürlich im Vordergrund der Arbeit. Es wurden aber auch Bälle, Autoreifen und Schwimmnudeln jongliert und zum Schlagen eingesetzt. So wurde nicht nur persönliche Koordination geschult, auch Rückschläge und Fehler werden als effiziente und unverzichtbare Zwischenschritte des Lernens erfahren.
Das kraftvoll kontrollierte Schwingen der Stöcke machte allen Freude und wirkte befreiend auf die Jugendlichen.
Pia André leitet die Tage mit der 9a in einer altersgemäßen Sprache. Begleitet sind sämtliche Übungen stets von rhytmischer Musik. Das lautstarke Schlagen auf die Stöcke des Partners und auf den Boden standen im Wechsel zu aufmerksamen Phasen, in denen die Künstlerin Techniken erklärte und demonstrierte. Die Intensität der Übungen im Raum sorgten mitunter für hohe Lautstärken, sogar Brandgeruch war durch die aneinanderschlagenden Rattanstöcke immer wieder zu vernehmen.
Finanziert wird das Projekt mit den Ansparungen der Klassenkasse und der wohlwollenden Unterstützung des Fördervereins der Schule. Vermittelt durch die Schulsozialarbeit hofft die Klasse noch auf einen großzügigen Zuschuss für die Veranstaltung durch den kommunalen Präventionspakt des Landkreises Biberach "KOMM". Dieser hat sich drei wesentliche Themenbereiche zum Auftrag gemacht hat: Suchtprävention, Gewaltprävention und Jugendschutz.
Nicht nur in der Hinsicht waren die Projekttage der 9a der Geschwister-Scholl-Realschule ein großer Erfolg.
Weitere Informationen: Stockkampfkunst, Künstlerin Pia André