Ein Schaufenster für Schüler und Eltern
60 Betriebe präsentierten sich beim „Aktionstag Berufsorientierung" in der Geschwister-Scholl-Realschule.
Seit rund 30 Jahren veranstaltet die Geschwister-Scholl-Realschule für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 8 bis 10 eine Art „Bildungsmesse", die unter dem Namen „Aktionstag Berufsorientierung" bekannt ist. 60 Betriebe haben wieder die Möglichkeit genutzt, sich auf dieser Plattform zu präsentieren.
Diese Veranstaltung war durch die Pandemiebeschränkungen der letzten beiden Jahre nur eingeschränkt durchführbar: Im Jahr 2020 konnten sich die beteiligten Firmen nur online präsentieren und ein Jahr später musste der Tag ganz abgesagt bzw. auf das Frühjahr 2021 verschoben werden. Diese Veranstaltung wiederum musste ohne Eltern durchgeführt werden, für welche ein solcher Inofabend ebenfalls sehr wichtig ist. So waren die Kollegen der Realschule sehr froh, dass nun ohne Einschränkungen eingeladen werden konnte; es stellte sich heraus, dass mehr Ausstellende denn je teilgenommen haben, so groß war das Interesse und der Nachholbedarf seitens der Betriebe. „Riedlingen ist eine ganz tolle Messe und wir kommen an diesem Abend mit sehr vielen Schülern ins Gespräch", erzählte Mujo Mehinovic, der an seinem Stand die Firma Knoll aus Bad Saulgau präsentierte.
Dass die Schülerinnen und Schüler sich so intensiv für die Ausbildungsangebote interessieren, hängt sicher auch mit einer gründlichen Vorbereitung im Vorfeld zusammen. Im Fach WBS (Wirtschaft, Beruf- und Studienorientierung) werden die Schülerinnen und Schüler bereits ab dem 7.Schuljahr an dieses Thema herangeführt. Ein Erkundungsbogen hat den betroffenen Schülerinnen und Schülern geholfen, mit den Vertretern der Betriebe ins Gespräch zu kommen, denn auf diesem standen Fragen, mit deren Hilfe drei Berufsfelder erkundet werden sollten, wie: „Welche Voraussetzungen wie Noten, Schulabschluss, besondere Fähigkeiten muss ich mitbringen?" „Wie sieht der Arbeitsalltag eines Azubis aus?" „Welche Ausbildungsberufe werden in dem Betrieb angeboten?" So waren die Stände umlagert mit wissbegierigen Schülern und auch deren Eltern.
Für Sebastian Saile, den kommissarischen Leiter der Geschwister-Scholl-Realschule, ist gerade dies sehr wichtig: „Wir müssen die Eltern mit ins Boot nehmen und ihnen verdeutlichen, wie wichtig die künftige Berufs- und Ausbildungswahl für ihre Kinder ist", meint er. Und die Eltern waren froh, nach der „Corona-Zwangspause" wieder dabei sein zu dürfen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist eine enge Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit. „Unsere zuständige Berufsberaterin ist einmal wöchentlich an der Schule und sie kennt die Wünsche und auch die Fähigkeiten der Schüler", sagt Saile. Ein weiterer großer Vorteil des Aktionsabends ist auch, dass die Aussteller viele junge Leute mitbringen und darunter sind viele ehemalige Schüler der Realschule. Es fällt einem Acht- oder Neuntklässler viel leichter, Gleichaltrige, die man vielleicht sogar noch kennt, mit Fragen zu löchern als Erwachsene.
Seit vielen Jahren ist Dietmar Geiselhart zuständig für die Organisation des Aktionsabends, zu dem im Übrigen nicht nur Realschüler, sondern
auch Schüler und Eltern der anderen Riedlinger Schulen eingeladen sind. Davon macht vor allem die Joseph-Christian-Gemeinschaftsschule Gebrauch, die jedes Mal mit ebenfalls gut vorbereiteten Schülern und der Schulleitung vor Ort ist. Für Geiselhart bedeutet die strategische Umsetzung sehr viel Arbeit, aber mittlerweile gibt es eingespielte Routinen: Die Firmen wissen, wo sie ihren Stand aufbauen können. Geiselhart kennt deren Raumbedarf und kann so auch mühelos neue Betriebe, Schulen und Behörden dazu nehmen, da die Realschule mit ihren breiten Fluren im Erdgeschoss und den großen Fachräumen genügend Raum bietet. Bei einem Rundgang konnte man viele Industrie- und Handwerksbetriebe aus der Region antreffen neben Behörden, Banken und sozialen Einrichtungen der Region. Weiterführende Schulen aus Biberach, Ehingen und natürlich Riedlingen waren ebenfalls vertreten sowie die Bundeswehr (vor allem von Jungs umlagert) und die Polizei.
Die zwei Stunden am Donnerstagabend waren sehr informativ und gewinnbringend: zum einen für die Aussteller, die teilweise händeringend nach qualifizierten und engagierten Bewerbern suchen wie auch für die Eltern, die selten eine Gelegenheit haben, sich über so ein breites Ausbildungsangebot zu informieren. Die Schülerinnen und Schüler profitieren mit Sicherheit am meisten, denn sie erfahren, dass es in der Region genügend Möglichkeiten gibt, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden oder auch das vielfältige Angebot der weiterführenden Schulen wahrzunehmen.
Quelle: Mechthild Kniele, Schwäbische Zeitung vom 26. November 2022, S.13