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Geschwister-Scholl-Realschüler lernen soziale Berufe kennen

Geschwister-Scholl-Realschüler lernen soziale Berufe kennen.

Achtklässler haben großes Interesse an Tätigkeiten in der Altenpflege, Kindergarten, Psychiatrie oder bei der Berufsfeuerwehr.

Das Tandemteam des KooBO-Projektes der Realschule plant (von links): Susanne Volz und Christine Krämer. (Foto: Eva Winkhart)

Achtklässler haben großes Interesse an Tätigkeiten in der Altenpflege, Kindergarten, Psychiatrie oder bei der Berufsfeuerwehr.

Um ihren Schülerinnen und Schülern das große Feld der sozialen Berufe näher zu bringen, ist die Geschwister-Scholl-Realschule Riedlingen bereits 2018 eine Kooperation mit dem Kolping-Bildungswerk eingegangen. KooBO (Kooperative Berufsorientierung) ist der etwas sperrige Name. Einrichtungen der Altenpflege und Kindergärten ermöglichen den Mädchen und Jungen der achten Klassen Praxistage; andere Berufsfelder des sozialen Bereichs erkunden sie durch Vorträge und Besuche. Susanne Volz - Krankenschwester bei der katholischen Sozialstation, Angestellte beim Kolping Bildungswerk für dieses Projekt - und Christine Krämer - Schulseelsorgerin, Religionslehrerin an der Realschule - betreuen KooBO in Riedlingen.

Vollkommen überrascht wurde das Tandemteam des sozialen Projekts im Oktober vom riesigen Interesse der Schüler. 45 Achtklässler hatten sich in die ausgehängten Listen eingetragen. „Wir hatten noch nie solch einen Run auf das Projekt", beschreibt es Christine Krämer, die seit 2018 das besondere Angebot der Berufsorientierung mit betreut. Dabei hatten sie und Susanne Volz sich während der Planungsphase Gedanken gemacht, ob sich wohl genügend Schüler melden würden. Neben all ihrem Unterricht verpflichten diese sich dabei das ganze Schuljahr über für einen weiteren Nachmittag.

Am ersten Donnerstagnachmittag stellten die beiden Betreuerinnen das Projekt der großen Gruppe vor und informierten die Schüler, dass eine ordentliche Bewerbung für die 15 ausgewiesenen Plätze notwendig würde. 26 Interessierte blieben dennoch bei ihrem Vorhaben und sollten Argumente liefern, warum er oder sie an KooBO teilnehmen möchte. Interessante Statements seien dabei zu lesen gewesen, sagen Susanne Volz und Christine Krämer. „Ich weiß genau, dass ich einen sozialen Beruf machen möchte, bin mir aber sehr unschlüssig, welcher der richtige für mich ist. Dieses Projekt wird mir bestimmt helfen, mich richtig zu entscheiden", stand in einer Bewerbung, in einer anderen: „Ich liebe es, mit anderen Menschen zu sprechen und ihnen zuzuhören." Oder: „Schon seit der Grundschule ist es mein Wunsch einen sozialen Beruf zu erlernen. Sehr gerne möchte ich selbst erleben, welche Anforderungen die Berufe haben." Es stand da die Aussage: „Ich mag es, Zeit mit Kindern zu verbringen. Nicht nur Kinder, auch andere Menschen, egal welche." Und: „Hoffentlich hilft es mir beim Wählen eines Berufes."

In Zusammenarbeit mit den Klassenlehrerinnen und der Schulleitung entschieden die beiden Projektleiterinnen über die 15 Teilnehmer. Manche Enttäuschung mussten sie dabei mit ansehen; aber nun arbeiten sie seit fast vier Monaten mit einer äußerst interessierten Gruppe. Die Theorie und die Praxis in der Altenpflege wurde bereits absolviert, ein Steckbrief zum Beruf Altenpfleger/in und Altenpflegehelfer/in erstellt. In der Nachbetrachtung wurde deutlich, so Susanne Volz, wie beeindruckend viele unterschiedliche Erfahrungen die Schüler in den wenigen Tagen gewonnen hatten. Das Thema Demenz war für einige von ihnen nicht leicht zu verarbeiten. Grundsätzlich sei jedoch sichtbar geworden, dass die Schüler mit Spaß bei der Arbeit waren und positive Rückmeldungen ankamen. Aus Sicht der Einrichtungen der Altenpflege bietet KooBO eine gute Plattform, um den Beruf realistisch vorzustellen, Interesse der zukünftigen Schulabgänger zu wecken und eventuell neue Mitarbeiter zu gewinnen. Jason Huwe aus Altheim, einer der Schüler, könnte sich in diesem Beruf sehen: „Ich helfe gern Menschen." In der Tagespflege war er zuständig für Brettspiele und Basteln, neben der alltäglichen Erkundung der Aufgaben. Seine Mitschülerin Lajescha Diener meint dagegen, dass es für sie schwierig ist, die Hinfälligkeit der alten Menschen zu ertragen. „Spannend" war es für sie dennoch; sie sei bestärkt worden in ihren Plänen, einen Beruf zu wählen, in dem sie mit Menschen zu tun hätte.

In den kommenden beiden Wochen werden die Kindergärten von Riedlingen und den umliegenden Ortschaften jeweils einem oder zwei der Schüler ihr Arbeiten zeigen, sie mitarbeiten lassen. Die Theoretische Einführung erhielten die Schüler von Beate Kegele, Leiterin von St. Maria, dem Kindergarten im Unterried. Sie sprach über Anforderungen und Ziele, Aufgaben und Voraussetzungen für Sozialpädagogische Assistenten, wie die Erzieher im Kindergarten nun heißen. Pünktlichkeit, Belastbarkeit, Freundlichkeit, Vorbildsein seien wichtig für alle in den Kindertagespflegeeinrichtung Tätigen, die FSJler wie auch die Praktikanten. Strahlende Gesichter erntete Beate Kegele mit dem Satz: „Jungen sind sehr begehrt im Kindergarten." Und einer von ihnen seufzte: „Endlich sind wir mal für was gut!" Den neuen Praktikanten empfahl die erfahrene Leiterin: „Seid offen! Fragt nach!" Und zahlreiche zielgerichtete Fragen aus ihrem Publikum zeigten das Interesse der Jungen und Mädchen.

Im Laufe des Schuljahrs stehen noch Besuche in der Psychiatrie in Bad Schussenried und in Zwiefalten an, auch im Berufsfeld der Arbeitstherapeuten, danach beim DRK als Rettungssanitäter, bei der Berufsfeuerwehr und der Staffel der Rettungshubschrauber, in behandelnden Berufen als Physio-, Logo- und Ergotherapeut. Ob einer der erkundeten Berufe für den Einzelnen nach dem Schulabschluss in Frage kommt, wird sich zeigen. Die Praxistage, sagt Christine Krämer, seien wichtige Bausteine der späteren Entscheidung - in die eine wie in die andere Richtung, dafür oder dagegen. Mit Eifer und Engagement dabei sei diese Gruppe: „Das sind wirklich Schüler, die wollen!" Sie hätten regelrecht „Hunger", mal wieder etwas anderes zu tun, als zu Hause am PC zu sitzen. Und Susanne Volz ergänzt: „Ich bin ganz stolz über unsere Gruppe."

Artikel von Eva Winkhart, veröffentlicht in der Schwäbischen Zeitung Riedlingen am 24. Januar 2022
Autor: Ingrid Reis 27.01.2022